elisabeth hauner

kunst

Anspruchsvolle Tagesaufgabe
17. August 2020

Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und wenn es möglich zu machen wäre, einige vernünftige Worte sprechen – Johann Wolfgang von Goethe-
Keine banale Aufgabe das Ansinnen von unserem großen Dichter und Naturforscher. Das mit dem kleinen Lied sollte noch die einfachste aller Übungen sein im Zeitalter von Spotify und Apple Music. Das kann man locker einbauen beim Frühstück oder kann als beliebte “Badvariante” unter der Dusche einfach mit geträllert werden. Was ist ein “gutes” Gedicht und wie wähle ich es aus Tag für Tag? Das braucht dann auch Zeit und Muße um sich auf die Worte einzulassen und sie zu durchdringen um den Sinn der Übung zu erfüllen. Ähnlich herausfordernd ist das Ansinnen mit dem Gemälde. Muß ich jeden Tag in eine Galerie oder ein Museum gehen um dem gerecht zu werden? Am intensivsten wirkt ein Bild, wenn es in einem ansprechenden, inspirierenden Rahmen gezeigt an einer großzügigen Wand präsentiert wird. Das Licht spielt eine große Rolle und wieder wiegt der Faktor Zeit schwer auf der Tageslast. Und schließlich die höchste aller Künste, die größte der Herausforderungen, einige vernünftige Worte sprechen. Im (Arbeits)-Alltag meine ich oft wider der Vernunft zu handeln. Die in diesem Kontexte eine andere zu sein scheint. Der Ursprung der Handlungen ist auf die Worte zurück zu führen und diese können ihre Herkunft in den Gedanken nicht verleugnen. Also hier ansetzen. Gedanken sortieren, etikettieren und feststellen was mir so alles durch den Kopf schwirrt. Meditation war und ist für mich hilfreich mir dabei auf die Schliche zu kommen. Das ist nicht Jedermann’s/Jederfrau’s Sache und ich kann hier nur für mich und meine Erfahrung sprechen. Aber innehalten wenn sich die Gedanken im Kopf zu Worten und Sätzen formatieren und sich anschicken mir über die Lippen zu kommen, das kann ich auch im Alltag üben.
Vielleicht kann ich mich mit diesen Ansätzen herantasten an Goethe’s Worte.

Hier noch ein Gedicht von Rainer Maria Rilke. Vielleicht hast Du Zeit es auf Dich wirken zu lassen?

Vor lauter Lauschen und Staunen sei still,
Vor lauter Lauschen und Staunen sei still,
du mein tieftiefes Leben;
dass du weisst, was der Wind dir will,
eh noch die Birken beben.

Und wenn dir einmal das Schweigen sprach,
lass deine Sinne besiegen.
Jedem Hauche gieb dich, gieb nach,
er wird dich lieben und wiegen.

Und dann meine Seele sei weit, sei weit,
dass dir das Leben gelinge,
breite dich wie ein Feierkleid
über die sinnenden Dinge.

Rainer Maria Rilke, 19.1.1898, Berlin-Grunewald

1 Minuten Meditation
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