elisabeth hauner

kunst

Eine wertvolle Erfahrung
22. März 2021

Wie wichtig und wertvoll die Erfahrung im Gegensatz zur Theorie und dem Erzähltem ist, darauf weist Heinz, mein Meditationslehrer immer wieder hin. Es ist ein Unterschied, ob mir jemandem vorschwärmt, wie saftig eine Mango ist oder ob er/sie mich hineinbeissen lässt. Nur durch die eigene Erfahrung kann ich feststellen, ob sie mir schmeckt.

Ich hatte die letzte Woche zwei ganz besondere Erfahrungen,  der “anderen” Art, die zwar nicht so angenehm, aber dafür um so wertvoller waren. Die eine war im geschäftlichen Kontext angesiedelt. Es ging darum eine Aufgabe mit einer gewissen Genauigkeit umzusetzen. Ich habe meine Anforderung auch begründet und habe als Antwort gehört: “Du hast keine Ahnung. Lass mich mal machen”. Also das kam bei mir an. Hat er nicht gesagt. So reflektiert war ich selbst in der Situation. Wut ist ein Gefühl, dass ich mir nicht so oft erlaube. Ich habe eine große Beschwichtigerin in mir, die diese nicht zulässt oder zumindest auf ein Minimumm herunter regelt. Die war früher, und ist auch heute,  in der ein oder anderen Situation sehr hilfreich. Diesmal nicht. Keine Ahnung was passiert ist. Heutzutage kann man ja nicht mal mehr den Hörer aufknallen – Teams beendet man einfach. Schade auch. Direkt danach hatte ich meine IFS Stunde und Heike hat meine Wut – einen schnaubenden, hufescharrenden Stier und die Beschwichtigerin auf die Bühne geholt. Wow! Wie schnell dieser Stier in ein Häufchen Elend zusammenfällt! In ein “Ja stimmt, der andere hat recht. Ich habe keine Ahnung”. In einem Meer von Tränen zu versinken droht! Zum Glück konnte mich Heike in dieses Gefühl der Wut zurück führen um sie ganz deutlich zu spüren. Was für eine Kraft! Aber auch was für ein Zerstörungspotential! Es gelang die beiden als Team zusammen zu führen. Eine Kraft die durch ein “Halfter” zielgerichtet eingesetzt werden kann. Das hat zu einem richtig guten Gespräch mit dem Kollegen geführt. Mit Kraft und Klarheit. Wertvoll für uns beide.

Ja und dann startete am Freitag die Grundausbildung in Malerei in der Akademie in Kolbermoor. Um 16 Uhr ging es los. Nach einer kurzen Einführung der Geschäftsführerin und des Künstlerischen Leiters haben sich die insgesamt drei Dozent*Innen vorgestellt. Schließlich verabschiedeten sich alle bis auf  die für dieses Wochenende verantwortliche Dozentin. Es gab eine kurze Vorstellungsrunde der 14 Teilnehmer*Innen (ein Quotenmann). Danach sollten wir uns erst mal “warm machen” und mit Kohle, Bleistift, Graphitblock und Tusche Striche aufs Papier setzen. Das hat Spaß gemacht – wie im himmelsgrün ?. Es ergab sich eine Figur, die ich dann noch mit bissi Farbe versehen habe. Alles gut soweit. Dann ging es mit Licht und Schatten los. Und mit vielen Fachbegriffen, die ich nicht kannte. Mit Künstlern, deren Strichführung beispielhaft genannte wurden. Hmmh – ich dachte eine Grundausbildung beschäftigt sich mit Grundlagen. Ich habe gefragt was das und das bedeutet. Wir haben Übungen gemacht. O.k. Um 20 Uhr war ich platt und innerlich eng. Es war keine Freude da. Früh ins Bett. Am nächsten Tag bevor es los ging hab ich die Übungen nochmal für mich wiederholt. O.k. Dann sollten wir ein Stilleben wählen und Licht und Schatten zeichnen. Davor gab es noch Theorie. Gespickt mit Bewertungen. Was alles nicht geht in der Kunst: Schichten übereinander, verschiedene Materialen mixen (z.B. Tusche mit Bleistift). Und man kann schon gar nicht mit einem Passpartout einen Bildausschnitt wählen. Alles keine Kunst. Alles Dinge, die mir Spaß machen. Mein Einwand, dass es doch auch auf das Tun ankommt, wurde weggewischt. Mein Stilleben fand ich ganz gut gelungen. Aber die Raumaufteilung war nix. O.k. darüber hatten wir noch nicht gesprochen. Um 16 Uhr Besprechung der entstandenen Bilder. Ich hatte den “Goldenen Schnitt” nicht berücksichtigt. Konnte ich nicht, weil ich nicht wußte, dass es den gibt. Im Hotelzimmer ging es dann los. Ich kam in einen Zustand, den ich bisher noch nicht erlebt hatte. Mein Körper reagierte mit Schmerzen, Kribbeln, Unruhe. Ich konnte mir beim Denken zusehen (NEIN – ich habe keine Drogen genommen?) Ich habe alles mitgeschrieben, was in mir passiert ist. Das ging über eine Stunde so. Dann hab ich M. angeschrieben und danach mit ihr telefoniert. Ich war völlig überdreht, komplett ausser mir . Mit hysterischen Lachanfällen in die M. eingestimmt hat. Und dann war es kristallklar: Der akademische Ansatz und ich passen nicht zusammen. Und nein, ich war nicht zu blöd oder zu untalentiert – es sind einfach zwei Welten aufeinandergeprallt von denen ich nicht wusste, dass sie sooo grundverschieden sind. Ich habe die Erfahrung gemacht wie akademische Kunst sein kann. Das ist was völlig anderes, als es erzählt zu bekommen. Das hat Klarheit geschaffen. Ich werden diese GRUNDausbildung nicht machen. Es gibt für mich keinen Grund mir das anzutun. Für mich ist Freude am Tun und Leichtigkeit zum Schlüssel geworden, der dort nicht passt. AHA! O.K.! Manchmal ist eine Zitrone einer Mango vorzuziehen um die für einen selbst richtigen Schritte aus der Erfahrung abzuleiten…

Die Firma hat allen Mitarbeitern heute einen Tag Urlaub geschenkt. Sowas von genial!  “Spring Break” stand in der Einladung. Der Frühling lässt sich Zeit und so werd mich jetzt noch mal ins Bett kuscheln und dem Tag auch noch ein bisschen Zeit geben ?

Ich wünsche Dir einen guten Start in diese neue Woche.

 

Eine Reflektion: Wo geht mein Herz auf – 4 Minuten

Die Collage zeigt spontan ausgewählte Wörter und Bilder aus der Wochenzeitung “Zeit” vom 11.03. bis 17.03.2021

Und dann noch das kleine Unterwasserwesen, dass bei der Strichübung entstanden ist.

Dieses Lied von Cat Stevens bringe ich mit Wut in Verbindung, die nicht zurückgehalten wird – I can’t keep it in

 

 

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