Weder drücke ich die Schulbank, noch bin ich Lehrerin. Trotzdem freue ich mich immer, wenn die Sommerferien beginnen, weil sich München dann über Nacht leert. Das sieht man nicht zuletzt daran, dass es Parkplätze ohne Ende gibt – die ich gar nicht (mehr) brauche, weil ich fast alles mit dem Fahrrad oder den Öffis fahre. Aber vor allem fühlt es sich so an, als ob alles einen Gang runter geschalten wird. Und ich bin seit geraumer Zeit super gern langsam unterwegs. Im Job und auch privat.
Mich beschäftigt ein Artikel aus dem Zeit Magazin. Ein sehr langer Artikel, den ich inzwischen drei Mal gelesen habe. Der Autor, mein Jahrgang, hat sich vor 5 Jahren dazu entschieden ein veganes Leben zu führen. Es geht nicht allein um die Ernährung, sondern inzwischen um die Haltung und die Lebensweise. Auch wenn ich keine Veganerin bin (ich bin eine 80% Vegetarierin und verzichte auf Milchprodukte, weil ich sie wegen der Lactoseintoleranz nicht gut vertrage) teile ich doch die Meinung, dass tierische Produkte mit dem Wissen um die Qual der Tiere eigentlich gar nicht mehr gehen. Und ja, auch wegen dem CO2 Ausstoß. Trotzdem esse ich noch Eier und hin und wieder Fisch, ach ja und nicht zu vergessen auch mal Schinken zur Melone. Andererseits fahre ich weder einen SUV, noch jette ich permanent per Flugzeug durch die Weltgeschichte. Das müsste doch eigentlich reichen, als mein Beitrag gegen den Klimawandel? Es geht aber nicht um meinen Anteil, weil ich natürlich nicht die Welt retten kann. Es geht um die Einstellung und die Verantwortlichkeit. Dafür zu stehen mit dem Wissen, dass es sicher nicht reicht, aber mit der Absicht das bestmögliche zu tun. Damit für die eigenen Werte einstehen. Ich bin erstaunt über die Offenheit des Autors und fasziniert von seiner Direktheit. Er spricht Dinge aus, bzw. schreibt sie sogar schwarz auf weiß auf Papier in ein Magazin, zum immer wieder nachlesen, die ich mich nicht zu sagen trauen würde. Warum? Weil die Menschen (und da gehöre ich natürlich auch dazu) nicht verzichten und sich gleichzeitig aber auch nicht mit einem schlechten Gewissen belasten wollen. Ich kann das auch verstehen, weil manchmal glaube ich irgendwie gar nichts mehr zu dürfen. Und dann frage ich mich um was es eigentlich geht? Um meine Bequemlichkeit? Darum mir vermeintlich etwas Gutes zu tun? Zu genießen? Ein Recht auf all das zu haben (dafür arbeite ich ja seit inzwischen 40 Jahren!). Es geht hier aber nicht um mich, sondern ganz einfach darum, ob wir es schaffen diese Menschheitskrise, im Kontext all der anderen Krisen zu bewältigen. Es geht darum die Folgen des Klimawandels, die ich mir gar nicht ausmalen kann (oder will) so weit zu reduzieren, dass auch Kinder von heute in Zukunft noch eine Wahl treffen können. Dafür fahre ich gern mit dem Fahrrad, selbst wenn das ganze Jahr über massenhaft Parkplätze verfügbar wären und verzichte hoffentlich bald auch auf Eier, Schinken und Fisch. Und das ganze möglichst ohne dafür einen Heiligenschein zu beanspruchen, sondern einfach, weil es sich richtig anfühlt – und das nicht nur in den Sommerferien.
Ich wünsche Dir einen guten Start in den August ?
Diesmal die Zeitschnipsel aus der Wochenzeitung “Zeit” vom 21. bis 27. Juli 2022
Nach diesem ernsten Text braucht es ein leichtes Lied von den Commodores: “Easy” (like Sunday morning) 1977 war die Welt noch in Ordnung. Lionel Richie im Glitzeranzug für das Musiklabel Motown