Allerdings fühle ich mich manchmal völlig fremd und nicht dazu gehörig. Zuletzt in der vorherigen Woche. Ich war zu einem Projekt-Ende-Abendessen eingeladen. Der Anlass war eigentlich noch gar nicht erreicht und Projektleitung (die ich sehr schätze) in einem Meeting, lt. verschiedenen Quellen aus diesem Grund massiv von der Geschäftsleitung angegangen worden. Dass ein Dienstleisterwechsel immer Minimum 6 bis 12 Monate braucht bis aus eckigen Annäherung wieder runde Prozesse werden, ist eigentlich völlig klar. Gerade dann, wenn völlig verkünstelt eine eierlegende Wollmilchsau für kleines Geld im Lastenheft definiert wurde. Sei’s drum. Ich fand mich also letzten Donnerstag in einem schicken Chinesen in Schwabing wieder. Ich hatte im Grunde nur im Ausschreibungsprozess mitgearbeitet und kannte die Hälfte der Gesellschaft nicht. Die Gespräche drehten sich um tolle neue Projekte, tolle Flugreisen, das tolle bevorstehende Event in Berlin, tolle Selbstdarstellungen und noch tolleres Vokabular um diese tollen Geschichten “zu posten”. Die gefühlt fünfzigseitige Speisekarte habe ich nur bis dahin gelesen, bis mir das erste Gericht zugesagt hat. Das habe ich dann bestellt, sonst hätte ich nie zu einer Entscheidung gefunden. In solchen Momenten frage ich mich, was ich da, wo ich gerade bin, eigentlich soll. Das veranlasst mich dann meistens dazu, erst ein Mal die Toilette aufzusuchen – um Zeit zu gewinnen. Na ja ein Lottogewinn ist es nicht gerade – einfach eine kurze Pause. O.k. Dann gibt es Essen und der Redeschwall fährt ein bisschen runter. O.k. ich erzähle von einem Bericht, den ich kürzlich zum Thema Carsharing mit “fremdgesteuerten Autos” (gesteuert von Menschen über kameragespeiste Windschutzscheibensicht auf Bildschirmen aus einem Büro) gehört hatte. Die Geschichte wird mir geschickt “aus der Hand genommen” und in ein mir noch fremderes Narrativ überführt. Der Blick auf mein Handy sagt mir, dass es 21:30 Uhr ist. Für mich steht auf dem Display “So, Du kannst jetzt gehen”. Das mache ich auch. Ich wickle mir schon mal den Schal um den Hals und als F. sagt “Machst Du los?” nicke ich und habe nun auch noch die Fremderlaubnis zu gehen. Obwohl ich gut gegessen habe, fühle ich mich völlig leer und traurig. Und ich denke mir wieder ein mal : “Das war das letzte Mal. Das mache ich nie wieder. Hoffentlich.”
An diesem Wochenende war ich bei einem Frauenworkshop mit 12 Frauen, davon kannte ich neben der Kursleiterin nur noch eine Teilnehmerin. Ich hatte C. erzählt, dass ich zu “Happiness of the heart” gehen würde und sie meldete sich spontan auch an. Am Anfang fühlte sie sich ein wenig wie ein Alien und hat sich erst mal “rausgenommen”. Doch plötzlich war auch sie dabei – angekommen. Es ging darum sich in seinem Körper zu spüren. Tanzen. Körperarbeit. Sich bewegen lassen. Sich gegenseitig etwas Gutes zu tun. Einem seiner Dämonen begegnen. Die eigenen Bedürfnisse spüren. Darüber gab es einen Austausch auch in Kleingruppen. Eine von den Dreien hat gesprochen und die anderen beiden haben zugehört. Jeweils 5 Minuten. Keine Kommentare. Wahrnehmen und die andere sich mitteilen lassen. Ich habe an diesem Wochenende kein einziges Mal auf die Uhr geschaut. Zu Essen gab es am Samstag Pasta und am Sonntag Pizza, selbst bezahlt. Zum Abschluss sollten wir das Wochenende in ein bis zwei Worten zusammenfassen. Interessanterweise wählten C. und ich das gleiche Wort “GENÄHRT”.
Ich wünsche Dir einen guten Start in die Woche.
Manhatten Transfer: “Soul food to go”