“Tue etwas, was andere nicht tun.” Diesen Ausspruch hat Yorn getan, der mir bevor ich das Interview mit ihm in der Zeit gelesen hatte, kein wirklicher Begriff war. Er hat als Deutscher bei Dior in Paris seine Designerkarriere begonnen und dann später seine eigene Linie bei Karstadt kreiert. Dieser Satz hat mich zum nachdenken angeregt. Ich habe mich gefragt, ob ich etwas anders mache als die Masse der Menschen? Welche Erfahrungen habe ich über die Jahre und Jahrzehnte bis heute gesammelt? Welche Eigenschaften, Talente und Verhaltensweisen unterscheiden mich von anderen? Warum ist es so wichtig, dass ich mich von anderen unterscheide? Ist es das wirklich? Oder geht es einfach darum das zu tun, was für mich stimmig erscheint? Ich habe mich schon immer ein bisschen als Alien gefühlt, weil mich der Eindruck anders zu sein schon seit meiner Kindheit begleitet. Ich fand das nie so besonders toll. Ich wollte eigentlich immer mitschwimmen mit dem Mainstream, weil es mir so viel einfacher erschien. Und weil ich dazu gehören wollte. Allein gelingen wollte es mir nicht. Ich habe mich lange verbogen, bzw. zurück gehalten. Seit ein oder zwei Jahren habe ich den Eindruck immer mehr bei mir anzukommen. Veränderung. Kontinuierlich. Das ist gut so.
Bei Nyanabodhi habe ich gestern in einem Vortrag von einem Ritual bei einer Beerdingung gehört. Da haben die Angehörigen den Erfahrungsschatz des Verstorbenen auf Steine geschrieben und jeder von den Trauergästen konnte sich so einen Stein mitnehmen. So bleiben die Eigenschaften, Besonderheiten, Eigenarten, Liebenswürdigkeiten und Erfahrungen im Bewußtsein. Man kann sich darüber immer wieder an diesen Menschen erinnern. Und sich vielleicht auch ein bisschen an diesem menschlichen Zug ausrichten. Sich als Vorbild nehmen. Ein schönes Abschiedsritual.
In der Firma gab es dieses Jahr schon einige Abschiede und die nächsten stehen bevor. Kolleg*Innen mit denen ich zum Teil über viele Jahre zusammen gearbeitet habe gehen in Altersteilzeit. Das ist nichts Neues. 2017 gab es eine richtige Welle. Es werden Worte und Bilder in Präsentationen eingefügt um sie als gebundene Hefte an die zu übergeben, die die Firma verlassen. Oder Audios und Videos aufgenommen, zusammen geschnitten um nochmal Wertschätzung für die Zusammenarbeit auszudrücken. Ich habe mir darüber Gedanken gemacht, was ich an jedem Einzelnen besonders finde. Was habe ich von Ihnen gelernt? Es geht viel Erfahrungsschatz mit ihnen verloren, weil die jahrzehntelange Erfahrung nicht an Nachfolger übergeben werden kann. Die muß man sich erarbeiten. Fehlen wird mir aber vor allem das Zwischenmenschliche. Es bleiben Erinnerungen an eine gemeinsame Zeit. Und mit dem/der ein oder anderen wird der Kontakt bleiben, wenn ich meinen Teil dazu beitrage. Darin möchte ich mich unterscheiden von der, die ich bis vor einigen Jahren war.
Hab einen guten Start in die neue Woche ?
Achtsamkeit. Bewusst da sein. Versuche heute immer dann, wenn Du mit Wasser in Berührung kommst, ganz bewußt in diesem Moment zu sein und wahrzunehmen was Du gerade tust. Das kann beim Hände waschen sein. Wenn Du ein Glas Wasser trinkst. Unter der Dusche. Beim Geschirr spülen, oder…
Die Collage zeigt spontan ausgewählte Wörter und Bilder aus der Wochenzeitung “Zeit” vom 22.04. bis 28.04.2021
Für die, die sich aus dem Arbeitskontext verabschieden: No longer “Under pressure” mit David Bowie und Queen